Startseite » News » Teil 2: Vom Turnen im TSV

Teil 2: Vom Turnen im TSV

Wer von den Gründungsmitgliedern der Oberturnwart war, konnte nicht recherchiert werden. Dafür haben wir die Namen der ersten Stunde:

Hans-Adolf Cohrt, Peter Wellendorf, Eggert Göttsch, Klaus Muhs, Hannibal Schellhorn, Peter Sörnsen, Heinrich Steffens, Hans Lage, Hinrich Stoltenberg, Adam Harder, Johannes Schellhorn, Hans Hecht, Heinrich Lage, Hans Stoltenberg, A. Wendel und Eggert Steffen. Wie heißt es in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen:

„Sie alle deckt seit vielen Jahren der grüne Rasen, aber der Geist dieser Gründer ist im Verein bis heute lebendig geblieben.

Der Turnbetrieb vollzog sich damals in vier Riegen, und zwar am Barren, am Reck, an der Streckschaukel und am Bock. Getreue Lehrmeister waren die Kieler Turnkameraden vom KMTV von 1844, die es sich nicht nehmen ließen, wiederholt Turnfahrten nach Schönberg durchzuführen, um turnerische Vorführungen zu zeigen, aber auch, um gesellige und freundschaftliche Bande zu knüpfen. Und dass die Schönberger ihren Ehrgeiz daransetzten, ihren Gästen aus der Stadt echte Probsteier Gastfreundschaft zu erweisen, darf füglich  nicht bezweifelt werden.“

Weiter geht es mit der Erkenntnis, dass viele Jahre die heimische Wirtschaft, sprich Gaststätten herhalten mussten, um den Turnsport auch im Winter zu frönen. So geht es in der Festschrift von 1963 weiter:

„Der junge Verein nahm es mit dem Turnen sehr ernst. Wir wissen, dass er schon bald über seinen eigenen Turnboden im Vereinslokal Puck (Hotel Stadt Hamburg) – heute Polizeistation Schönberg – sich hinauswagte und Einladungen zu auswärtigen Turnfesten Folge leistete.“

Auf einer anderen Seite geht es dann ab 1893 weiter:

„Sicher ist, das erst am 01. November 1893 auf Veranlassung des Maschinenbauers Heinrich Kock eine Versammlung im alten Vereinslokal „Stadt Hamburg“ stattfand, auf welcher beschlossen wurde, den Turnverein wieder aufleben zu lassen. (nach dem deutsch/französischen Krieg, Anm. der Red.) Zum ersten Vorsitzenden wählte man Kock, zum ersten Turnwart Jöhnke. Auf der am 28.11. des gleichen Jahres stattfindenden Sitzung des Turnrates erhielt der Verein den Namen Schönberger Turnverein Gut Heil. Damit begann die zweite Periode in der Geschichte des Vereins. Die turnerischen Übungen wurden wie früher im Saale des Vereinslokals abgehalten. Neu war, dass man auch eine Schülerabteilung gründete, die ebenfalls im Vereinslokal turnte.  (Frauen oder Mädchen waren noch nicht zugelassen, Anm. der Red.) Am 15. April 1894 wurde das Stiftungsfest des neu erstandenen Vereins unter Mitwirkung der Turnvereine von Preetz, Lütjenburg, Gaarden, Ellerbek, Neumühlen-Dietrichsdorf, Wellingdorf und Heikendorf begangen, bei welcher Gelegenheit der Malermeister H.A. Schneekloth die stolze alte Fahne dem jungen Verein feierlich überreichte. Dieser letzte aktive Teilnehmer an jenem denkwürdigen Fest verstarb hochgeehrt erst im Jahre 1954, in seinem 103. Lebensjahr. (Die Fahne ist noch nicht wieder aufgetaucht, Anm. der Red.)

In den ersten Jahren des neuen Vereins „Gut Heil“ wurde mit großem Eifer geturnt, und wiederholt nahmen seine Mitglieder an auswärtigen Turnfesten teil. Dann aber scheint eine Zeit der Lauheit eingetreten zu sein, denn wir lesen, dass sich der erste Turnwart, Tischlermeister W. Klein, der seit 1896 diesen Posten bekleidete, auf den Generalversammlungen der folgenden Jahre oft über den mangelhaften Besuch der Turnabende, insbesondere über das häufige Fehlen der Zöglinge und Knaben, beklagte. Man versuchte, diesen Mängeln durch Zeitungsartikel über Zweck und Wert des Turnens sowie durch Verteilung gedruckter Handzettel entgegenzutreten. Und konnte auch gewissen Erfolge dabei erzielen. Eine durchgreifende Besserung trat jedoch erst ein, als  man persönlich auf Eltern, Lehrherrn und Lehrer einwirkte und außerdem endlich in der Lage, die Turnübungen aus den Wirtschafträumlichkeiten in die 1905 erbaute Turnhalle (heute Ecke Hühnerbek/Albert-Koch-.Straße) zu verlegen. Jedenfalls konnte der erste Turnwart im Jahre 1906 zu allgemeiner Genugtuung feststellen, dass ein sehr reges Interesse an den Leibesübungen in erfreulichem Maße zugenommen habe. Der Verein bestand derzeit aus 36 aktiven Turnern, sowie aus 42 Knaben und 144 passiven Mitgliedern.

Unverkennbar hat zu diesem Aufschwung den wissentlichsten Teil die neue Turnhalle beigetragen, die, wenn auch prunklos und nur mit einem Lehmfußboden versehen, doch einen ungestörten und konzentrierten Turnbetrieb ermöglichte, als es bisher in den Sälen der Gastwirtschaft möglich war. Zumal das Knabenturnen scheint den Wirten manchen Verdruß bereitet zu haben. (Neue Sportstätten förderte immer den Anstieg der Mitgliederzahl, Anm. der Red.)

Die Erbauung der Turnhalle hat, wie konnte es anders sein, dem Verein viel Mühe und Sorgen gekostet; denn da sämtliche Turngeräte aus eigenen Mitteln hatten beschafft werden müssen, war an Rücklagen für einen Baufonds nicht zu denken gewesen. Wie so oft im Leben, gab ein Zufall den endgültigen Anstoß zum Bau der Turnhalle. Der damalige Vereinsvorsitzende E. Bebensee hatte am 20.07.1904 die in Kiel gelegenen Lokomotivenhalle der Kiel Eckernförder Eisenbahn nebst der dazugehörigen Wohnung auf Abbruch gekauft und das abgebrochene Baumaterial mit Unterstützung einiger Turnkameraden nach Schönberg geschafft, wobei einem von ihnen der glückliche Gedanke kam, dieses Material für den Bau einer Turnhalle zu verwenden. Auf einer am 18.08.1904 im Vereinslokal abgehaltenen Generalversammlung wurde einstimmig die Erbauung der Turnhalle unter Zuhilfenahme des gekauften Materials beschlossen. An hilfsbereiten Kräften fehlte es nicht, so dass der Bau sehr bald in Angriff genommen werden konnte. Für das erste Geld sorgten Tischlermeister Klein sen., die Probsteier Sparkasse, die Deutsche Turnerschaft und die Schönberger Gemeinde. Das weitere Kapital wurde erfolgreich vom Kassierer A. Schacht zusammengebracht. Da auch Landwirte und Fuhrwerksbesitzer sich zum kostenlosen Transport des Materials zur Verfügung gestellt hatten, konnte der Bau auf dem vom damaligen Amtsvorsteher W. Wiese für wenig Geld überlassenen Bauplatz durchgeführt und die Turnhalle im Mai 1905 ihrer Bestimmung übergeben werden. Gauturnwart Strohmeyer aus Kiel hielt die Weihrede. Der Turnhallenbau hatte aber doch erhebliche Kosten für den Verein verursacht. Zur Erschließung neuer Geldmittel wurden daher in den Jahren 1908 bis 1910 große Saal feste mit Schauturnen veranstaltet, bei denen wohl zufriedenstellende Überschüsse erzielt wurden, die jedoch nicht ausreichend waren, die Schulden abzudecken. (Offensichtlich ist die Gemeinde hier eingesprungen und der Verein musste sich neu gründen, Anm. der Red.)

Im Jahre 1910 wurde der bisherige Verein in einen eingetragenen Verein verwandelt. Da hierfür mehrere Satzungsänderungen erforderlich waren, wurden vollständig neue Satzungen beschlossen. Der Verein erhielt den Namen „Schönberger Turnverein Gut-Heil“ (eingetragener Verein) in Schönberg in Holstein.“

die erste Sporthalle des  „Schönberger Turnverein Gut-Heil“ stand Ecke Hühnerbek/Albert-Koch-Straße, eine Hinweistafel beschreibt die Historie und in der Festschrift von 1963 ist alles dokumentiert, heute steht die „neue“ und bald „alte“ Halle Friedhofsweg 8 in Schönberg.

Wie schwer der erste Turnhallenbau auf die Finanzen des jungen Vereins Einfluss hatte, zeigen die nächsten Eintragungen in der Festschrift von 1963:

„Hinsichtlich der Turnhalle war das nächste Jahr von folgenschwerer Bedeutung. Die Kassenverhältnisse hatten es dem Verein nicht ermöglicht, die auf ihr ruhenden Schulden abzudecken, ja selbst die Zinslast war nicht mehr tragbar. In einer Turnratssitzung am 24.08.1912 erklärte sich daher der Turnwart W. Klein bereit, die Turnhalle mit dazugehöriger Gemarkung für die Schulden von 9450 Mark als Eigentum zu übernehmen, sie jedoch für eine jährliche Pachtsumme von 350 Mark an den Verein zu vermieten. Mit dem 1. Oktober 1912 ging die Halle endgültig in das Eigentum des Turnwartes W. Klein über.“  (Heute findet Ihr die Erinnerungstafel am Grundstück Hühnerbek 1, Anm. der Red.)

Kurz vor dem 1. Weltkrieg wurde am 09.11.1913 das 50jährige Bestehen des Vereins „Schönberger Turnverein Gut-Heil“ gefeiert. Und da steht in der Festschrift zum 100jährigen Bestehen verzeichnet:

„Die am 09. November 1913 abgehaltene 50Jahrfeier des Vereins war zur Hauptsache eine Werbung für die gute und edle Sache des Turnens. Die Darstellung dieses Festes erbrachten einen Beweis vom Können und von der Arbeit der Männer- und Schülerabteilungen. Anders als im Jahre 1870 brachte der Beginn des 1. Weltkrieges kein sofortiges Erliegen der Vereinsarbeit.“

Während der Zeit bis zum Ende des 1. Weltkrieges nahmen die verbliebenen Mitglieder an Turnfesten teil. Am 12.Februar 1919 wurde in einer Ordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen, die Turnabende wieder aufzunehmen. Die Sportstätte wurde allerdings gewechselt.

„Doch auch der Saal in „Stadt Hamburg“ mußte nach kurzer Übungszeit wieder aufgegeben werden. Vom 25.10.1919 bis 1925 fanden die Turnabende wie auch die Turnratssitzzungen und Vergnügungen im Gasthaus „Heuer“ statt, dann musste sie in des „Hotel Stadt Kiel„ verlegt werden. Infolge der hohen Pachtsummen und der schlechten Kassenverhältnisse sah sich der Verein abermals gezwungen, die Übungsstätte zu wechseln und am 01.09.1929 den Saal des „Bahnhofshotels“ für 300 DM Jahresmiete anzunehmen.“

Die Bemühungen einer eigenen Halle waren schon früh geboren, doch  es scheiterte am Geld und den nicht bewilligten Zuschüssen. Bereits damals in den Jahren nach dem 1. Weltkrieg bemühte sich die Gemeinde um Zuschüsse, um den Bau einer eigenen Sporthalle zu realisieren.

In der Festschrift heißt es weiter zu den Sportstätten:

„In den Nachkriegsjahren macht sich immer mehr der aufkommende Sport- und Spielbetrieb auf dem grünen Rasen bemerkbar. Der Verein hatte bislang ausschließlich den Turnbetrieb in seinen Reihen gepflegt. Nunmehr hatte der Verein das zusätzliche Problem der Beschaffung eines eigenen Spielplatzes zu lösen. Schon im Jahre 1914 stellte zwar der Kirchenvorstand einen geeigneten Platz von einem halben Hektar am Kirchenbrook zur Verfügung, der aber infolge der Kriegsereignisse nur kurze Zeit benutzt werden konnte. Nach Kriegsende half vorübergehend der Vorsitzende W. Wiese aus, indem er dem Verein eine Weide überließ. Im August 1921 schien das Problem durch Auslegung eines Platzes im Kirchenbrook behoben, der auch im Monat September feierlich eingeweiht wurde. Aber bald zeigte sich, dass dieser Spielplatz zu feucht war; außerdem war die Frage ungeklärt, wer Hauptpächter des Platzes war. Die Gemeinde oder der Turnverein. Über Jahre zogen sich die Bemühungen hin, einen geeigneten Platz zu finden, bis sich endlich im Jahre 1931 eine annehmbar Lösung fand, indem der Probsteier Reiterverein seinen Platz am Wege zur Baumrade dem Turnverein zur Mitbenutzung überließ.“

Bis zum Kriegseintritt 1939 gab es immer wieder Gau- und Turnfeste, an denen der „Schönberger Turnverein Gut-Heil“ beteiligt oder sogar Ausrichter war.

Lieber Leser und Interessierte, bevor ich mit der Neuzeit also mit der Zeit nach dem 2. Weltkrieg beginne und dann auch das Turnen fortsetze, bemühe ich mich noch einmal der Festschrift von 1963, wo folgendes steht:

„Aber vor welches Erbe sah sich der Verein von 1945 gestellt! 44 aktive Turnkameraden waren gefallen oder vermißt, damit der Stamm der Schönberger Turnerschaft ausgelöscht. Würde es gelingen, auch den neuen Verein mit dem Geiste zu beseelen, der den früheren stark und angesehen gemacht hatte? Weiter: nichts war erhalten geblieben vom Vereinsvermögen und –gerät, da die Gerätebaracke auf dem Sportplatz am Wege zur Baumrade in der Not der ersten Nachkriegszeit bretterweise gestohlen war und mit ihr natürlich auch die Turngeräte. Der neue Vorstand, aufs wirksamste unterstützt von Gerhard Maienschein, Ernst Klein, Walter Kahl, Max Schlapkohl, K.H. Plöger, Ursula Wiese, O. Roscher und weiteren alten wie neuen Turnbrüdern (die an dieser Stelle alle aufzuführen einfach nicht möglich ist, weswegen die Genannten für alle stehen mögen) setzten alles daran den Turn- und Sportbetrieb wieder in Gang zu bringen. Zunächst den Rasensport, denn dazu bedurfte es des wenigsten Gerätes. Aber sehr bald begann auch der Turnbetrieb, indem man sich mit leihweise von benachbarten Turnvereinen überlassenen Geräten behalf. Von großer Bedeutung für den jungen Verein, der anfänglich, wie es nicht anders sein konnte, vom quirlenden Unruhe und wesensfremder Betriebsamkeit erfüllt war, stellte sich die Aufstellung einer Altherrenriege heraus, die für eine Reihe von Jahren die ruhende und tragende Säule abgeben sollte. Ihr gehörten die Turnbrüder Emil Leez, Ernst Klein, Hartwig Hoffmann, Hermann Lühr, Otto Klein, Gerhard Maienschein, Max Schlapkohl und Karl Bock an. Das Verdienst, das ihnen für die Stabilisierung des jungen TSV Schönberg zukommt, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Das innere Leben des Vereins spielte sich zuerst im Bahnhofshotel ab, dann wurde der Saal des Hotel Stadt Kiel angemietet und dieses zum Vereinslokal, das es über Jahre blieb.“

Ich lese in der Festschrift von 1963, dass damals, nach dem 2. Weltkrieg, 1. Vorsitzender Walter Söchtig war, der 2. Vorsitzende war Herbert Stoltenberg, den Schriftwart bekleidete Hermann Rusch und der Kassenwart wurde beim „Neustart“ im Jahre 1945 von Ernst Klein wahrgenommen.

Auch für mich beginnt dann mit dem Blog 3 ein Neustart in die Neuzeit und ins dann neue Jahrtausend. Lasst Euch überraschen, was da noch alles beim Turnen passiert. Wer den Taktstock schwingt oder den Vorturner macht, alles das erfahrt Ihr im Blog 3. Bis dahin wünsche ich Euch noch viel Spaß beim Lesen!!!!

Schreibe einen Kommentar

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner